Es war frisch in Chamonix, als ich mich auf den Weg zur Route des Grandes Alpes machte. Mein Frühstück in einem netten Café um die Ecke war ausgezeichnet. Das Bergsteigerstädtchen schlief noch. Hoch oben leuchtete der Mont Blanc im gleißenden Sonnenlicht. Er begleitete mich ca. 15 km auf meinem Weg nach Sallenches. Der Weg führte weiter über Megève zum Col de Saisies,der in diesem Jahr auch Zwischen-Ziel bei der Tour de Francesein wird.

Es war heiß und ab Sallenches ging es kräftig hoch. Nach weiteren ca. 4 Stunden hatte ich mein Ziel an diesem Tag in Notre-Dame-de-Bellecombe erreicht.

 

Dann der Col de Saisies (1.650m)

Der erste Pass auf der Route des Grandes Alpes – eine schöne Einfahrtour (5-8 %). Ab jetzt wurden hohe Pässe und tiefe Täler meine Leidenschaft.
Quäl-Dich heißt eine Internetplattform. Und ich habe mich gequält. Lange Anstiege, schwere Anstiege! Prozentzahlen, bei denen jeder Unternehmer mit der Zunge schnalzen würde – 5,6 %, 7,9 %, 8,1 %, 9,6 %, 11 % – nein, nicht Gewinn, sondern Prozentzahlen, die die Steigung einer Passstraße angeben.

Qäul Dich, hämmert es im Gehirn – jeder Höhenmeter ist der Mühe wert. Immerhin hatte mir keiner gesagt, dass ich dies machen musste oder sollte. Ich wollte einfach nur!

Die Route des Grandes Alpes   

fordert einen Radfahrer, aber macht auch großen Spaß. Lange Abfahrten von 20, 30 oder 40 km – da kommt richtig Freude auf.
Durch einen Bergrutsch musste ich eine Umleitung nehmen. 700 m rauf, 800 m runter, 1.200 m rauf – ca. 12 km Umweg, bei einer Temperatur von ca. 35 Grad – ich war „gemolken“.

Dabei ist der Cormet de Roselend(1.920m)

ein wunderschöner Pass. Dann kam eine lange Abfahrt nach Bourg St. Maurice! Das nächste Hinweisschild zeigte zum Col d’Iseran(2.764m). Das schöne, aber ansteigende Tal der Isere mit seine 8 bis 12 % lockt.
Les Arc, Lac de Tignes liegen am Weg, Val d’Isere ist eine tote Stadt im Sommer! Weiter! Lange Kehren, kurze steile Teilstücke – nach ca. 4 Stunden hatte ich den Col d’Iseran(2.764m) erreicht.

Die Sonne schien, es war bitterkalt und der Wind sehr unangenehm. Schnell hatte ich warme Bekleidung an und fuhr eine wunderbare lange Abfahrt bis Bonneval sur Arc, dem Eingangstor zum Nationalpark Vanoise. In einem freundlichen Hotel konnte ich mich entspannen. Nicht vergessen – Toni Kroos schoss Deutschland in letzter Sekunde mit einem wunderbaren Tor in die nächste Runde. Aufatmen!

Bonneval sur Arc, ein kleines Dorf mit hoher Bergsteigertradition, lag bald hinter mir. Eine 65 km lange Abfahrt nach St. Michel de Maurienne war Vergnügen pur. Der Col de la Madeleine(1.547m) war für mich nur eine Randerscheinung.
Anschließend der Col de Telegraphe(1.566m).
Der Aufstieg fast 900 m. Vorher übernachten? Vorher? Ja!

 

Der Col de Galibier(2.646m) liegt nur rd. 20 km dahinter. Schwerstarbeit stand an! Ab Valloire ging es gleich zur Sache: 8,6 %! Eine lange Anfahrt bis zur ersten großen Kehre zum Pass hoch, dann die steile Anfahrt 

zum Pass. 13 km lagen noch vor mir. Nach ca. 4,5 Stunden hatte ich unter dem Jubel einer Jugendgruppe aus der Normandie den Galibier 

erreicht. Ein Freund aus Deutschland meinte dazu: „Hier werden Helden geboren“. Naja! Als Held fühlte ich mich bestimmt nicht.

…das sind die Helden…

Eine wunderbare ca. 40 km lange Abfahrt nach Briancon ließ die Anstrengungen schnell vergessen. Die Gebirgszüge des Ecrin, bzw. des Nationalparks Ecrin (4.102m) begleiteten meine Fahrt.
Briancon, eine lebhafte Stadt mit einer großen historischen Vergangenheit (Weltkulturerbe Festungsanlagen Vauban), hatte mich, bedingt durch ein hohes Verkehrsaufkommen, zunächst irritiert. Anderntags stellte ich fest, dass es eine nette Stadt ist, die eigentlich zum Verweilen einlädt.

Aber es ging in Briancon sofort weiter
mit 8,9-10% zum Col d’Izoard(2.360m). Brutal! Gott sei Dank gab es nach ca. 5 km eine kurze Entspannung, aber ab Kilometer 11 nur noch hoch. Dieser Pass war brutal und hat mich gequält. Jeder Höhenmeter ist der Mühe wert?! Auf der anderen Seite ging es steil bergab. Die Casse Déserte eine wüstenähnliche Landschaft, schließt sich an. Nach 20 km kam eine nette Übernachtungsmöglichkeit.

Es ging weiter durch den Naturpark Queyras entlang des Wildbaches Guilt nach Guillestre, einer kleinen Berggemeinde, die von den Bergen umringt wird.

Und jetzt kam für mich ein sehr giftiger Pass, der Col de Vars(2.106m). Leichte bis schwere Steigpassagen wechseln sich „liebevoll“ ab. Das kostete Kraft. Mit eine langen Abfahrt von fast 40 km nach Jausiers (mit einem schönen Schloss) wurde ich belohnt.

Und das Beste kommt immer zum Schluss!
Der Col de Restefond de Bonette (2.678m) im Nationalpark Mercantour

Ein Pass mit allem, was man sich vorstellen kann: gewaltige Berge um einen herum, Tal-Abrüche, starke Steigpassagen, Flachstücke, Gefälle und immer wieder Steigungen, viel Wasser von den Bergen. Landschaftlich ein schöner Pass.
Wie sagte mir ein Rennradfahrer in Jausiers: „Er tut Dir nicht weh, er ist lang und manchmal steil, aber auch sehr freundlich“. Nach 5 Stunden hatte der Pass seinen Meister gefunden.

Die sehr lange Abfahrt nach Nizza mit ca. 125 km hatte ich mir mit einer schönen Übernachtung in Isola in zwei Abschnitte geteilt.
Nizza, die lebhafte Stadt am Mittelmeer, hat mich mit offenen Armen aufgenommen. Mein geographisches Ziel habe ich glücklich und zufrieden erreicht.

Das Hotel La Fontaine in Nizza war für mich eine Oase der Entspannung.
Dabei wurde mir bewusst: 1.743 km bin ich mit dem Fahrrad gefahren und 30.169 Höhenmeter habe ich bewältigt. 15 Pässe wurden überwunden.
Wenn das mal nicht eine tolle Leistung für einen 70jährigen ist!

Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn der eine oder andere, (die eine oder andere), die sich für eine Spende für das Heilpädagogische Kinderheim in Bensberg noch nicht entscheiden konnten, sich jetzt für eine Spende entscheiden.
Jeder Kilometer zählt, jeder Höhenmeter war der Mühe wert!
Spenden können geleistet werden an das Konto:
                                              Rotary Club Köln Kastell Sozialfond e.V.
                                              DE83 3705 0299 0000 4108 78
                                              Stichwort: Wien-Nizza-Bensberg
Eine Spendenquittung wird ausgestellt, wenn Name und Anschrift genannt werden. Damit ist die Spende steuerlich wirksam.